Erzbischöfliche Friedrich-Spee-Kolleg in Neuss wird geschlossen Januar 2024

Mit Befremden, Bestürzung und Traurigkeit mussten wir, die Ständige Konferenz der Leiterinnen und Leiter kirchlicher Kollegs und Abendgymnasien in der Bundesrepublik Deutschland, zur Kenntnis nehmen, dass das Erzbistum Köln zum 31.01.2024 das Erzbischöfliche Friedrich-Spee-Kolleg in Neuss schließt.
Wie alle kirchlichen Kollegs in Deutschland, hat auch das Friedrich-Spee-Kolleg über Jahrzehnte im Bereich des Zweiten Bildungswegs in kirchlicher Trägerschaft eine Leuchtturmposition gehabt und tausende Bildungsabschlüsse hervorgebracht. Darunter waren zahlreiche spätere Priester, aber auch andere Berufungen des kirchlichen Lebens, in den letzten Jahren aber auch eine große Anzahl von Geflüchteten, die Bildungsabschlüsse bis zum Abitur errangen.
Der Zweite Bildungsweg ist in einzigartiger Weise geeignet, von einem kirchlichen Schulträger betrieben zu werden. Hier kann zum einen auf dem Weg der Evangelisierung bei einer Klientel viel bewirkt werden, die ansonsten eher kirchenfern ist – und wir wissen um die zahlreichen Bemühungen und Aktivitäten des Friedrich-Spee-Kollegs im Bereich der Schulpastoral. Zum anderen ist gerade das Weiterbildungskolleg ein Ort der Schule der zweiten Chance, an dem Menschen, die ohnehin bereits durch viele Raster gefallen sind und die teilweise am Rande der Gesellschaft stehen, Perspektiven für eine bessere und menschenfreundlichere Zukunft angeboten wurden. „Hier sind wir das erste Mal im Leben als Menschen wahrgenommen worden.“ – Diesen Satz hört man an vielen unserer Einrichtungen des Zweiten Bildungsweges häufig – in Neuss wird man ihn nun bald nicht wieder hören.
Dass nun das Erzbistum Köln diese traditions- und erfolgreiche Bildungseinrichtung schließt, bedauern wir außerordentlich. Wir halten diesen Schritt kirchen- und schulpolitisch für einen großen Fehler. Wir wissen, dass das Erzbistum sich um eine nahtlose Anschlusslösung für die Studierenden bemüht hat und sein Lehrpersonal größtenteils an anderen Erzbischöflichen Schulen weiter beschäftigt. Trotzdem glauben wir, dass man diese Entscheidung, den Zweiten Bildungsweg aus der Hand zu geben und damit die pastorale Ausrichtung des Spee-Kollegs aufzugeben, auch vonseiten des jetzigen Schulträgers in wenigen Jahren bedauern wird.
Auch auf dem Hintergrund der mehr als großzügigen Refinanzierung des kirchlichen Schulwesens in Nordrhein-Westfalen (mit der längst nicht alle Einrichtungen im Rahmen unserer Ständigen Konferenz gesegnet sind), muss die Bemerkung gestattet sein, dass im Raum Kirche die Ökonomie nicht alles ist.
Wir haben als Konferenz noch vor zwei Jahren im wunderbar gelegenen und sehr ansprechenden Schulgebäude des Friedrich-Spee-Kollegs getagt und in der Kapelle des ehemaligen Collegium Marianum zusammen Eucharistie gefeiert. Damals haben wir eine gut aufgestellte Schule erlebt, die zwar – wie alle Schulen unseres Bereiches – einen schmerzlichen Studierendenverlust durch die Corona-Pandemie erfahren hat, aber hoffnungsvoll in die Zukunft blickte und bestens darauf vorbereitet war, die Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft zu bestehen.
Nun erleben wir, dass diese Stimmung großer Enttäuschung, Trauer und Hoffnungslosigkeit gewichen ist.
Welch ein Verlust für unsere Konferenz und für den Zweiten Bildungsweg in kirchlicher Trägerschaft!
OStR’in Christiane Ell
OStD i.K. Ansgar Heskamp
OStD. i.K. Ralf Wiechmann

Vorstand der Ständigen Konferenz der Leiterinnen und Leiter Kirchlicher Kollegs und Abendgymnasien in der
Bundesrepublik Deutschland: Vorstand@kirchliche-kollegs-abendgymnasien.de